Mechthild Reißmann - Was ist eigentlich ein Trauma?

Praxis für Ganzheitliche Trauma-und Psychotherapie, Trauerbegleitung und Psychologische Astrologie

Was ist eigentlich ein Trauma?

Was ist eigentlich ein Trauma? - Mechthild Reissmann

Unter Trauma verstehen wir eine Erfahrung, die in hohem Maße seelisch belastend ist und begleitet wird von einem extremen Hilflosigkeits- und Ohnmachtsgefühl. Gleichzeitig verbunden ist auch das Erleben von großer Angst und Panik, begleitet von existentieller Bedrohung bis zu Todesangst. 

Die in jedem Menschen existierenden, natürlich vorhandenen Bewältigungsstrategien von Traumaerfahrungen sind unter bestimmten Bedingungen nicht ausreichend. Das ist der Fall, wenn eine der vorhandenen Bedingungen gegeben ist:

  • wenn diese Erfahrung in einem frühen Alter, z.B. in der Kindheit stattfindet
  • wenn sich das traumatische Erleben wiederholt
  • wenn das Geschehen, z. B. die sexuellen Übergriffe "besonders" gewalttätig sind
  • wenn dieser Mensch allein (gelassen) ist und keinen Trost und Unterstützung bei anderen findet

Was sind Überlebensstrategien?

Eine allen Menschen zugängliche Bewältigungsstrategie ist die sog. Dissoziation, die zunächst in der traumatischen Situation selbst ausgelöst wird. Auf diese Weise können einzelne Gefühle und Empfindungen wie Angst, Panik, Ohnmacht, seelischer und/oder körperlicher Schmerz u.a. aus dem Bewusstsein "ausgeblendet" werden und verlieren damit ihre Bedrohlichkeit. Es kann auch ein Gefühl von "Nicht-Anwesenheit" entstehen bzw. das Erleben, vom eigenen Körper losgelöst zu sein und damit das Geschehen nicht wirklich zu erfahren.

Diese "Erste-Hilfe-Maßnahme" verselbstständigt sich aber im weiteren Verlauf , wenn die traumatische Erfahrung nicht integriert werden kann (z.B. unter o.g. Bedingungen). So entstehen Traumafolgen.

Was sind Traumafolgen?

Bekannt als Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) können folgende Symptome auftreten:

  • Angst- und Panikzustände
  • Zustände von Übererregung
  • emotionale Gleichgültigkeit, emotionales Betäubtsein
  • Depressivität
  • Suizidgedanken
  • Alpträume
  • Schlafstörungen
  • sog. flashbacks (plötzlich ausgelöste Rückerinnerungen an das traumatische Geschehen, so als würde es in der Gegenwart passieren
  • körperliche Beschwerden und Schmerzzustände

Darüber hinaus können folgende Auswirkungen entstehen:

  • Schwieriger Umgang mit den eigenen Gefühlen, insb. Wut, Ärger, aber auch Angst
  • Verzweiflung, Gefühl von Hoffnungslosigkeit
  • Selbstvorwürfe, Schuldgefühle
  • sich immer wieder als Opfer zu erleben
  • Extrem starkes Bedürfnis nach Kontrolle/Angst vor Kontrollverlust
  • selbstverletzendes Verhalten (dazu zählt auch Eingehen von hohen Risikosituationen, z.B. im Straßenverkehr und der mißbräuchliche Umgang mit Alkohol, Drogen und Medikamenten sowie alle Formen der Essstörung)
  • dissoziatives Verhalten, z.B. nicht wirklich anwesend sein im Kontakt mit anderen, Amnesien (Gedächtnislücken) in Vergangenheit und Gegenwart, Gefühllosigkeit, Nichtwahrnehmung von einzelnen Körperteilen oder -regionen, Schmerzlosigkeit, das Empfinden "neben sich zu stehen" oder sich außerhalb des Körpers zu befinden

Wie verläuft Traumatherapie und was bewirkt sie?

Im Vordergrund steht zunächst die Stabilisierung. D.h. hier geht es um das Erlernen von Möglichkeiten, wie mit den belastenden Auswirkungen der Traumatisierung umgegangen werden kann, so dass es z.B. nicht (mehr) zu selbstschädigenden Verhaltensweisen kommt.
 Dabei werden sowohl individuelle wie auch spirituelle Ressourcen genutzt. Mit Hilfe von Imaginationen (inneren Bildern) werden Wege zur Unterstützung und Entlastung entwickelt, die sowohl bereits vorhandene stärkende Erfahrungen einbeziehen wie auch neue Perspektiven aufbauen. Auf diese Weise entsteht das Gefühl von zunehmender Kontrolle über die eigenen Gefühle, das eigene Empfinden und letztlich über das eigene Leben. Dies wiederum zieht das Erleben vermehrter (innerer) Sicherheit und von Vertrauen in sich selbst und der Umwelt nach sich.
 Auf dieser Grundlage findet nach und nach die innere Arbeit mit den traumatischen Erfahrungen statt. Auch dies geschieht auf der „inneren Bühne“ mit Imaginationen.
 Durch die imaginative Begegnung des Erwachsenen-Anteils mit dem damaligen Geschehen geschieht nach und nach eine Transformation auf verschiedenen Ebenen:

  • das emotionale Erleben von damals aus der Sicht des Kindes wird erweitert und korrigiert durch die Perspektive der Erwachsenen (Auflösung von Schuldgefühlen, Beendigung der Verantwortungsübernahme und der Identifikation mit dem Täter u.a.)
  • die Erwachsene entwickelt auf der imaginativen Bewusstseinsebene innerhalb der damaligen traumatisierenden Situation Möglichkeiten, Einfluss auf das Geschehen zu nehmen und z.B. das innere Kind aus der Situation zu befreien.
    • Integration der traumatischen Erfahrung: ◦die für das Kind von damals überlebensnotwendige Abspaltung der Gefühle, des Körpers oder der gesamten Situation kann aufgelöst und die abgespaltenen Anteile in die Gesamtpersönlichkeit integriert werden, da sie in der Jetzt-Zeit keine Überforderung mehr darstellen.
    • das früher erlebte Defizit an emotionaler Zuwendung und Trost wird auf der imaginativen Ebene beendet, indem das innere Kind die Erfahrung macht, von dem Erwachsenen-Anteil beschützt, getröstet und umsorgt zu werden.

In der Integrationsphase steht die Entwicklung einer inneren Haltung im Vordergrund, die dazu befähigt, mit den eigenen Lebenserfahrungen (insb. den schmerzhaften) auf annehmende Weise umgehen zu können, ohne innere Anteile/Gefühle, die z.B. an Verletzungen gekoppelt sind, auszugrenzen, zu verleugnen oder abzulehnen.
 Damit wird eine innere Balance (wieder-) hergestellt, die es ermöglicht, im Frieden mit sich und seinem Leben zu sein und ja zu sich und anderen zu sagen. Und die es zulässt, in wirklichem Kontakt mit sich und anderen zu sein und sich mit Freude, Mut und Zuversicht dem Leben zuzuwenden.

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